Dienstag, April 25, 2017

Anfang vom Ende

Heute haben wir die Einladung zum Elternabend für Little Q.s Klassenstufe bekommen. Ein sehr spannender, weil es v.a. um den Übertritt nach dem nächsten Schuljahr gehen wird.
Das ist ja in der Schweiz anders als in Deutschland, da gehen man bis zur 6. Klasse alle gemeinsam in die Primarschule und danach wird aufgeteilt. Ich weiss, ganz viele finden das grossartig, aber ich muss sagen, ehrlich gesagt ware mir eine Differenzierung nach der 4. Klasse lieber gewesen. Aber: hattitatiwari, darum geht's jetzt gar nicht :-).
Ich bin schon sehr gespannt auf die Informationen, was ich mir bisher so zusammengereimt habe, ist: der Entscheid, auf welche weiterführende Schule ein Kind gehen kann, wird anhand des Notenschnitts von der Klassenlehrperson bestimmt. Die Eltern haben zwar die Möglichkeit, Einspruch einzulegen, aber der Entscheid liegt bei der Schule. Auch die Zuteilung, in welcher Schule des entsprechenden Typs man landet, liegt in den Händen des Schuldepartements, was in meinen Augen das Ganze viel einfacher macht. Wir werden sehen, wieviel ich davon falsch verstanden habe und wie es tatsächlich laufen wird.
Ich weiss noch, ich habe mich damals so sehr aufs Gymnasium gefreut! Die Entscheidung, auf welches der drei in der Nachbarstadt ich gehen würde, war eigentlich sehr schnell getroffen: meine Eltern fanden Latein als Anfangssprache super (ich auch, ich war damals im Arcäologiefieber, finde ich auch immer noch gut), damit fiel das neusprachlich-naturwissenschaftliche raus, von Musik/Kunst als Schwerpunkt hielten sie (besonders im Hinblick darauf, dass das auf Kosten einer dritten Fremdsprache gehen würde) nicht besonders viel und so bin ich auf dem neusprachlich-humanistischen Gymnasium gelandet, das noch dazu am nächsten am Bahnhof lag und auf dem die beiden Nachbarsmädchen auch waren. Ich weiss noch, wie ich mit meinem Vater dann in den Sommerferien Zugfahren geübt habe: damals gab es bei uns im Dorf keinen richtigen Bahnsteig, um in den Zug zu kommen, der in die Stadt fuhr, musste man über die Gleise der Gegenrichtung laufen, auf einen Kieswall klettern und hoffen, dass an der Tür, in die man reinwollte, auch jemand aussstieg, sonst ware es für eine 9 jährige schwierig geworden, zum Griff hochzukommen. (In der ersten Woche habe ich schon von den grösseren Fahrschülern gelernt, wie und wann man den roten Hebel runterhalten muss, damit man die Tür auch während voller Fahrt aufmachen kann). Meine Mutter hat mich also zum Bahnhof im Dorf begleitet, mein Vater ist mit dem Auto in die Stadt vorgefahren und ich bin dann zwischen den beiden mit dem Zug hin- und hergefahren. Ich habe gelernt, wie und wo ich rausfinde, welcher Zug auf welchem Gleis abfährt (in der Stadt gab es ja mehr als zwei), welche Züge auch bei uns im Dorf halten und wie früh ich aus dem Haus gehen muss, um noch über die Schranke zu kommen. Ungefähr 5 Minuten vor dem Morgenzug in die Schule fuhr nämlich ein Güterzug vorbei und der Bahnhofsvorsteher hatte keine Lust, danach die Schranke nochmal hochzukurbeln. Und so musste man immer schon 10 MInuten vor Zugabfahrt am Bahnsteig stehen, weil man sonst vor geschlossener Schranke wartend der Einfahrt und Abfahrt des eigenen Zuges hätte zuschauen können. Man  hätte natürlich auch dem von vielen knapp kommenden Pendlerfüssen ausgetretenen Pfad entlang der Friedhofsmauer und dann durchs Gestrüpp und bei der toten Katze (die lag dort meine gesamte Gymnasialzeit, mumifiziert durch Flugrost) direkt über die Gleise folgen können, aber das habe ich mich die ganzen 8 Jahre Gymnasium nicht getraut.


Wenn ich mich an diese Geschichten erinnere, wird mir ein bisschen mulmig, welchen Quatsch Little Q. auf dem Weg in die Nachbarsstadt dann wohl anstellen wird, aber er ist ja nicht mehr 9, sondern dann schon 13. Total vernünftig also.

5 Kommentare:

Stefanie hat gesagt…

Manches aus der Kindheit hört sich so nach Abenteuer an, rückblickend. :-)
Warum findest du es besser nach 4 Jahren zu wechseln? Mir fallen vor allem Gründe für einen späteren Wechsel ein und ich würde mich ehrlich über gute Gegenargumente freuen.
Viele Grüße Stefanie

Frau Brüllen hat gesagt…

@stefanie: ich beobachte ein immer weiter auseinanderklaffendes leistubgsspektrum un der klasse. Während die einen (ernsthaft) auch ende der 5. Klasse damit zu kämpfen haben, dass man nichr durchs klassenzimmer rennt und sich beim kleinsten gegenwind tobend auf den boden wirft, gibt es auf der anderen seitw die kinder, die vor langeweile fast vom stuhl fallen und gesagt bekommen, sie sollten sich zurücknehmen, weil die anderen kinder halt länger brauchen. Social skills in ehren, aber ich finde, kinder sind keine kleinen heilpädagogen und alle kinder sollten das lernen lernen. Das klappt für einen teil der kinder so nicht. Ich bin sehr gespannt, wie das auf einer weiterführenden schule dann aussieht. Im moment sehe ich, dass der wissensstand und auch die lernmethodik in den meisten fächern deutlich hinter dem liegt, was zu unseren zeiten in dem alter selbstverständlich war.

Inga hat gesagt…

Das, was Du da beschreibst, ist aber - denke ich - kein Problem der 6jährigen Grundschulzeit sondern des Schulsystems überhaupt. Das was du beschreibst, sehe ich schon in der zweiten klasse hier. Kinder die völlig unterfordert sind und vor Langeweile aus der Bank Kippen versus Kinder, die eigentlich vom Verhalten her noch in die Vorschule gehören (plus Ausländerkinder, die zwar in Deutschland geboren wurden, aber bis zum Eintritt in die Grundschule nie Deutsch gesprochen haben). Meine Tochter ist gerade erst eine klasse nach oben gesprungen, weil die Lehrerin sagt, sie könne sie nicht mehr auslasten im Unterricht, da sie permanent damit beschäftigt wäre, alles zehnmal zu erklären, bis es auch der letzte verstanden hat. Eigentlich müsste man schon vor oder spätestens in der Grundschule separieren, weil Kinder, die wirklich lernen wollen und Spaß haben, durch die Masse derer, die bisher kein normales (Lern-)Verhalten gelernt haben oder erst noch deutsch lernen müssen, auf der Strecke bleiben. Durch permanente Langeweile verliert man schnell die Lust am Lernen!

Frau Brüllen hat gesagt…

@Inga hier in der Schweiz wird durchaus vor der Grundschule separiert und ein Teil der Kinder kommt in eine EInführungsklasse, die den Stoff der 1. Klasse auf 2 Jahre verteilt machen und danach in die normale zweite Klasse kommen. Es hilft halt nix, diese künstliche Harmonie noch länger zu stricken, meiner Meinung nach.

Monikda hat gesagt…

Im Aargau scheint das System sehr ähnlich zu sein wie bei uns in Zürich ("Empfehlung" für's Gymi der Klassenlehrperson, Einführungsklassen für schwächere/ausländische Schüle,...) von daher wage ich mal ein Statement: das Problem beim Übertritt in die höhere Schule nach der 6. Klasse ist genau das Alter, vor allem für die Jungs, weil die mit 12/13 allenfalls schon voll in der Pubertät stecken. Und auf dem Gymi ist vor allem die Probezeit (bis zu den Weihnachtsferien) brutal hart. Da wird gesiebt, kräftig. Übrigens auch im Kurzgymi (nach der 3. Sek).

Aber lil' Q wird das schon machen (und sonst halt nach der Sek, auch nicht der schlechteste Weg).